12. Februar 2017

Ludwig XIV, die Azteken und die Heiße Schoki

Die winterliche Straße glitzert, eine dicke, weiße Decke zieht sich über Wiesen und Felder, ein Schneemann mit karottenroter Nase und schwarzen Kulleraugen steht in einem Vorgarten, tanzende Flocken machen ihren Weg vom weiß-grauen Himmel auf die Erde, auf der sie sofort verschwinden. Mit einer Tasse heißer Schokolade in den Händen schauen wir durch das große Fenster dem wirbelnden Treiben zu. Hinter uns prasselt das Kaminfeuer und verbreitet eine wohlige Wärme. Die Sahne berührt die Lippen, der erste Schluck folgt, schokoladig, ein bisschen herb, sehr süß, in jedem Fall cremig, lecker.

„Es stärcket nemlich der Cacao den Magen, macht Lebensgeister hurtig, verdünnt die Säfte und Geblüht, hilft zur Venus-Lust, stärcket das Haupt, lindert Schmerzen und ist sein Lob sowohl zur Nahrung wie als Medicament nicht genug fast zu beschreiben.“ – im 17. Jahrhundert kam der Kakao nach Deutschland, zuerst nur in Apotheken als Arzneimittel.

In Mittelamerika war er schon einige Jahrhunderte zuvor bekannt und kakaohaltige Getränke waren allseits beliebt. Die Spanier brachten ihn nach der Eroberung des Aztekenreiches 1519 mit nach Europa. Dort wurde er schnell zum Modegetränk besonders in Adelskreisen, so beispielsweise als Lieblingsgetränk von Ludwig XIV.  Ein Grund seiner schnell wachsenden Beliebtheit war mitunter sicherlich die aphrodisierende Wirkung, die ihm nachgesagt wurde, aber auch seine besondere Bekömmlichkeit und Heilwirkung. Im Bürgertum dagegen setzte er sich recht spät durch und galt lange Zeit als Symbol der Untätigkeit und Sinnenfreude.



„Um Chocolade zu bereiten daß heißt um sie zum sofortigen Genusse zweckdienlich zu machen nimmt man ungefähr anderthalb Unzen auf die Tasse lässt sie sachte in allmählich erwärmtem Wasser zergehen indem man sie mit einem Holzspatel umrührt; dann lässt man sie eine Viertelstunde kochen damit die Lösung eine vollständige werde und servirt sie heiss.“  - zitiert nach Philippe Suchard Neuchâtel 1885

Die „Chocolade“ wie sie zu dieser Zeit bereitet wurde, kann so heute nur noch mit Bitterschokolade hergestellt werden, durch die Entölung und den Zusatz von Geschmacksverstärkern sowie Emulgatoren entsprechen weder Kakaopulver noch Tafelschokolade den damaligen Zutaten.


Der Begriff Kakao ist aztekischen Ursprungs und von cacahuetl oder cacauatl abgeleitet. Bei den Mayas hießen Kakaogetränke xocoatel oder chocolatl und waren so Vorreiter des Begriffs der Schokolade.



Studien zufolge schmeckt übrigens heiße Schokolade aus orange - farbenen Tassen am besten.


Seit einigen Jahren sind auch aromatisierte Kakaogetränke allseits beliebt – in Kombination mit Chili, Zimt oder Vanille aber auch Wasabi lässt der Kakao die Geschmacksnerven geradezu explodieren. Mit Rum wird er zum Lumumba, doch auch der Zusatz anderer Akoholika wie Amaretto, Sambucca oder Kahlua ist sehr beliebt, vor allem an einem frostigen Winternachmittag.

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