17. März 2017

It’s Pimm’s O’Clock






Blauer Himmel, noch ein bisschen Wärme vom Tag liegt in der Luft, die letzten Sonnenstrahlen verschwinden gerade hinter der gegenüberliegenden Häuserfront. Die Luft riecht nach Frühling, nach Gras, erblühenden Blumen, warmem Asphalt. Zeit zu geniessen, nach einem anstrengenden oder manchmal auch weniger anstrengenden Arbeitstag - vor der Lieblingsbar sitzen, mit Freunden oder lieben Arbeitskollegen und einen Cocktail zu nehmen. Die Servicekraft begrüßt uns herzlich und was nehmen wir nun? Keine Lust mehr auf herbe Winterdrinks wie den Martini oder Manhattan, wir möchten etwas fruchtiges, frisches mit Erdbeeren beispielsweise, Gurke oder Minze. Die Servicekraft schlägt uns einen Pimm’s Cup No. 1 vor. Hört sich gut an, nehmen wir.









Der Pimm’s Likör, nach dem der Pimm’s Cup No. 1 ja ganz offensichtlich benannt wurde, wurde 1823 von James Pimm, Besitzer der Oyster Bar im Finanzdistrikt von London erfunden. London's Geschäftsleute kamen nach Feierabend in die Austernbar um ihre Austern mit einem Glas Gin zu geniessen. Der Gin wurde allerdings ohne Genuss einfach gekippt, ohne Genuss und Würdigung des Getränks, woraufhin James Pimm seinen Pimm’s kreierte - für mehr Genuss und außerdem noch, seinen Worten zufolge, verdauungsanregend. Der Likör besteht aus Kräutern und Beeren auf Gin Basis - mehr ist bis heute nicht bekannt von der geheimen Rezeptur des Lieblingsgetränks der Engländer.

Meist wird der gleichnamige Likör allerdings in der Cocktailversion serviert, ganz klassisch mit Zitronenlimonade oder Ginger Ale und Gurke. Der durch die Kräuter eher herbere Likör wird durch die Zugabe von Gurken, Beeren und Limonade zum fruchtigen Getränk, ideal für unsere Frühlingsfeierlichkeiten.

Seit seinen Anfangszeiten wird er traditionell in einem Krug serviert - so entstand der Name „Pimm’s Cup No. 1“. Sein Siegeszug trat er einige Jahre später an - sein Slogan „It’s Pimm’s O’Clock“ ist bis heute nicht nur in England bekannt. Serviert wird er bei den wichtigsten Sportveranstaltungen Englands wie Wimbledon oder Lord's Cricket Ground. In Wimbledon sollen jedes Jahr rund 80.000 Gläser Pimm’s verkauft werden. Prinz William soll ihn übrigens auch besonders gern mögen.



Den Pimm’s gibt es auch nicht nur als Cup No. 1, auch No. 2 cup (mit Scotch als Alkoholbasis), No. 3 (mit Brandy), No. 4 (mit Rum), No. 5 (mit Rye Whiskey) und No. 6 (mit Wodka) wurden einst kreiert. So richtig bekannt und vor allem beliebt ist jedoch keiner von ihnen geworden. Nur No. 3 (als Winteredition mit Orangenschale) und No. 6 werden weiterhin produziert.

Das traditionelle Pimm’s Rezept:








50 ml Pimm’s No. 1 Likör 
150 ml Zitronenlimonade oder Ginger Ale
Je 2 Scheiben Orange, Zitrone, Limette, Gurke

Nach Belieben: 
1 Zweig Minze
Erdbeeren passen wunderbar in den Frühling 





Ein Longdrink Glas mit Eiswürfeln füllen. Die Zitronenlimonade und den Nimm’s einfüllen. Mit Orange, Gurke, Zitrone, Limette, Erdbeere und Minze garnieren.

Für die Frühlingsfeierlichkeiten auf der Terrasse kann man das Rezept natürlich vervierfachen und in einem großen Krug für die 3 besten Freunde servieren.



7. März 2017

Toni, der Lieblingsitaliener und die Conchiglie





„Ciao Bella“, kommt es hinter der Bar hervor, „Ciao Toni, ein Tisch für zwei bitte“. Wir werden an den kleinen Tisch am Fenster gesetzt, italienische Musik der 50er und 60er Jahre dröhnt aus dem Lautsprecher, Schwarzweiß - Fotografien von den Parties der vergangenen Jahre, lieben und gut gelaunten Stammgästen befinden sich an den Wänden, kleine Vasen mit liebevoll dekorierten Rosenblüten stehen zusammen mit einem kleinen Kerzenhalter mit Teelicht auf dem Tisch. Richtig, wir befinden uns beim Lieblingsitaliener. Dem kleinen italienischen Familienrestaurant in der Nachbarschaft, wo die Stammgäste sich morgens beim Bäcker zurufen: „Sehen wir uns heute Abend beim Toni?“ und bei dem es natürlich nicht nur die Lieblings-Spaghetti-Carbonara gibt, sondern auch das weltbeste Tiramisu, die unglaublichste Pizza Marinara und die leckerste Lasagne. 











„Was hast Du denn heute auf der Karte, Toni?“ „Probier mal unsere Conchiglioni überbacken mit Hackfleisch, Spinat und Ricotta, das ist sensationell“ - gerne, wenn Toni das so sagt… aber was sind Conchiglioni?


Conchiglioni, Conchigliette oder Conchiglie sind große, muschelförmige Nudeln aus Hartweizengrieß, Pasta also - aber wieder einmal in einer anderen Form und diesmal eine besonders phantasievolle Form. 








Die natürlich nicht nur für das Auge gedacht ist. Durch die muschelähnliche Form umschließt die Conchiglie Saucen, vor allem die mit Einlagen wie Hackfleisch, Ragout, Spinat oder anderen Gemüsen und lassen somit das Geschmackserlebnis fast unendlich werden. 





Natürlich gibt es die Conchiglie in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Gerne werden sie auch in den Farben rot, grün, weiß - den italienischen Flaggenfarben zusammen in einer Packung verkauft. 



Ebenso sind sie unterschiedlich, manchmal aber auch gar nicht geriffelt. Die größten Muscheln – die Conchiglie grandi oder auch Conchiglioni – haben mehrere Zentimeter Durchmesser und eignen sich natürlich am besten zum Füllen von Fleisch, Fisch oder Gemüse und kommen traditionell aus der Gegend von Abruzzen. Kleinere dagegen werden mit Ragout oder als Suppeneinlage serviert und eher im südlichen Teil von Italien hergestellt und serviert. 


Ich habe die mittelgroßen Conchiglie genommen und sie primavera zubereitet. Wunderbar. Ich wünsche Euch einen tollen Pasta - Abend und grüßt Euren Toni von mir. 

2. März 2017

Barack Obama, reine Geschmacksache und die Königsberger Klopse








Das Lieblingsessen unserer Kanzlerin sind Königsberger Klopse und genau aus diesem Grund sind die kleine Klösse in weißer Sauce mit Kapern nicht nur jedem Deutschen ein Begriff, nein auch Spitzenpolitiker wie Barack Obama können bei deren Genuss mitreden. Beim letzten offiziellen Staatsbesuch des damals scheidenden Präsidenten und dem gemeinsamen Essen im Lorenz Adlons Esszimmer vor einigen Monaten bestellte die Kanzlerin genau diese beim Team von 2 - Sternekoch Hendrik Otto, der zwar die Lieblingsspeise vieler Deutschen nicht auf der regulären Karte hat, diese aber wohl sehr gerne für die Kanzlerin zubereitet - ganz klassisch mit Kartoffelstampf und Kapernsauce. Obama, der bereits bei seinem Staatsbesuch im Jahr 2013 Königsberger Klopse serviert bekam, wählte “Bretonischer Steinbutt, Périgord-Trüffel, Risotto à la Romana und Krustentiersauce”. 








Sicherlich, die kleinen ostpreußischen Klopse sind Geschmacksache, werden doch zu dem Hackfleisch von Kalb, Rind oder Schwein gehackte Sardellen, Zwiebeln, Ei und Gewürze hinzugefügt und diese in einer Kapernsauce und in manchen Gegenden mit roter Beete serviert. Zutaten, die man vielleicht nicht selbstverständlich miteinander kombinieren würde. 

Trotzdem findet man in einem Kochbuch von 1845 genau dieses Rezept: 
„½ kg gewiegtes Rindfleisch und 125 g gewiegtes Schweinefleisch wird mit 2 Eiern, 1 eingeweichten, gut ausgedrückten Milchbrot, einigen gewiegten Sardellen und etwas gestoßenem Pfeffer gut vermengt. Zuletzt mischt man noch geriebene Semmel darunter und formt runde Klöße. Dann bereitet man helles Schwitzmehl von 2 Löffel Butter und 2 Löffel Mehl, gießt eine Obertasse kochendes Wasser dazu und läßt eine sämige Sauce davon kochen. In die Sauce tut man 2 Eßlöffel fein gewiegte Sardellen oder einen gut gewässerten, fein gewiegten Hering, ferner ein paar entkernte Zitronenscheiben und 2 Eßlöffel Kapern; wenn alles kocht, schmeckt man die sauce mit Pfeffer, Zucker und Weinessig ab. …“ 

Zu dieser Zeit allerdings kannte man die Bezeichnung „Königsberger Klopse“ noch nicht und das Gericht wurde "Klopps von Kalbsfleisch", "Preußischer Klopps" oder auch "Danziger Klopps“ genannt. Und da der Fleischwolf erst um 1850 erfunden wurde, handelte es sich auch eher um zerhacktes und nicht um gewolftes Fleisch, oder genauer gesagt um geklopftes / geklopptes Fleisch, woher der Klops dann auch seinen Namen hat. 



Der Ortszusatz Königsberg ist wiederum ungeklärt, Kulturhistoriker bezweifeln Königsberg als die Urheimat und viele ältere Kochbücher sprechen bis in die 1870er Jahre vom Danziger Klops. Da jedoch Königsberg zu dieser Zeit die Hauptstadt Ostpreussens war, lag die Namensgebung für eine ostpreußische Spezialität vielleicht nahe. Hier wiederum sagte man allerdings Soßklopse.



In der DDR wurden sie schlichtweg Kochklopse genannt und sofern Salzhering statt Sardellen verwendet wurde - Heringsklops. 

Hier gibt es übrigens keine genauen Regeln - ob Salzhering oder Sardellen, ob Schweine-, Kalb- oder Rinderhack verwendet wird, entscheidet der jeweilige individuelle Geschmack und vor allem in früheren Zeiten auch der jeweilige Geldbeutel. Weiter wurden die Königsberger Klopse dann jedoch nicht entwickelt. Auch Sterneköche wie Frank Rosin, die sich um den urtypisch deutschen Königsberger Klops und seinen Sprung ins neue Jahrtausend gekümmert haben, bleiben soweit beim ursprünglichen Rezept - kein Chichi - der Königsberger Klops ist in seinen Geschmacksnoten vollendet. 



Das Rezept der traditionellen Königsberger Klopse: 

500 g Hackfleisch vom Kalb, Rind oder Rind / Schwein gemischt 
4 Kartoffeln
6 Scheiben Toastbrot
2 EL Butter
1 TL Olivenöl
200 ml Milch
1 Ei
200 ml Sahne
6 EL kleine Kapern aus dem Glas
6 Sardellenfilets
4 Schalotten
½ Bund glatte Petersilie
1 EL mittelscharfer Senf
2 Lorbeerblätter

Zubereitung: 

Die Petersilie, die Kapern und die Sardellen fein hacken. Die Toastbrote ohne Rinde in Milch einweichen. Zwei Schalotten fein würfeln und in Olivenöl in der Pfanne anschwitzen. Die rohe Hackmasse in eine Schüssel geben und mit Salz, Pfeffer und einem Esslöffel Senf würzen. Das Brot auswringen und gemeinsam mit dem Ei zu der Masse geben. Alles gut miteinander verkneten. Zum Schluss die fein gehackte frischen Petersilie, die Kapern, die Sardellen, die angeschwitzten Schalotten und das Paniermehl hinzugeben und erneut verkneten.

Die Hackmasse zu kleinen Klopsen formen. Einen großen Topf Wasser zum Kochen bringen. Die Lorbeerblätter in das Wasser geben. Die Klopse im kochenden Wasser 15 Minuten ziehen lassen.

Die zwei restlichen Schalotten fein würfeln und in Butter in der Pfanne anschwitzen und mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen. Die Schalotten mit ca. einem halben Liter des Wassers, in dem die Klopse gegart wurden, ablöschen. Mit einem Schuss Essig, einem Schuss Kapernflüssigkeit und frischen Kapern abschmecken, einkochen lassen. In der Zwischenzeit Speisestärke anrühren und Butter auflösen. Die Speisestärke und die Butter unter ständigem Rühren zu dem eingekochten Sud hinzugeben. Mit Salz, Muskat und Sahne abschmecken.

Dazu gibt’s ganz klassisch Salzkartoffeln.