4. September 2016

Ein Sonntagmorgen, Ahornsirup und Speck und der French Toast




Geschirrgeklappere dringt im dämmerigen Halbschlaf ans Ohr, einige Schritte durch die Küche sind zu hören, öffnen wir mal ein Auge. Hell ist es schon, durch die luftigen Vorhänge ist sogar ein Stück blauer Himmel zu sehen, einige Sonnenstrahlen sind zu erahnen. Auch das kurze Nasenrümpfen ist ein Erfolg, wir können würzigen Kaffeeduft riechen, und etwas Süßliches, Gebratenes, Rauchiges???

Es hilft nichts, um dem auf die Spur zu kommen, müssen wir uns wohl an diesem entspannten Sonntagmorgen erheben und nachsehen was da in der Küche vor sich geht.






Wir schleichen leise auf Zehenspitzen zur Küchentür, schauen neugierig um die Ecke. Und direkt in zwei Pfannen auf dem Herd. Eine ist gefüllt mit dicken getränkten Brotscheiben, die andere mit fast schon krossem Speck. Lecker, French Toast - sofort steigt eine wohlige Vorfreude in uns auf. Der Tisch auf dem Balkon ist vom Liebsten schon fürs Sonntagsfrühstück gedeckt worden und die erste Tasse Kaffee wartet duftend auf der Anrichte.

Armer Ritter, rostiger Ritter, Semmelschnitten, gebackener Weck, blinder Fisch oder Bavese oder auch Pofese wird diese Speise, die traditionell aus altbackenen Brötchen besteht im Deutschen genannt und ist mein allerliebstes Frühstück.


Im spanischen heißt sie Torrija, in den USA French Toast, in England bekam sie den melodischen Namen Poor Knights of Windsor und in Holland den für uns Deutsche schwer aussprechbare Name wentelteefje. In der Zubereitung sind sie alle ähnlich, sie bestehen aus alten Brötchen oder Weißbrotscheiben und werden in einer Mischung aus Milch, Eiern, Vanille und Zucker eingeweicht und dann in Butter oder Butterschmalz ausgebacken. Je nach Region und landestypischen Geschmack werden sie dann mit Zimt und Zucker serviert, mit Puderzucker bestreut, mit Pflaumen- oder Apfelmus gegessen oder wie in den USA mit Ahornsirup übergossen und mit kross gebratenem Speck serviert. Ein armer Ritter mit Pflaumenmus gefüllt ist übrigens ein Reicher Ritter. Außerdem gibt es die Variante "versoffene Jungfrau" - zubereitet mit Rotwein, ebenso wie das traditionelle Weihnachtsgebäck in Portugal ist ein Armer Ritter mit einer Sauce aus Portwein begossen und wird rabanadas genannt.



Die Geschichte dieses leckeren Frühstück (das man natürlich jederzeit zu einem anderen Zeitpunkt des Tages genießen kann) geht weit zurück, in einem römischen Kochbuch namens De re coquinaria findet sich dieses Rezept: „Zerbrich abgeriebene Siligenen (=Winterweizengebäcke), mache größere Häppchen, tauche sie in Milch, röste sie in Öl, übergieße sie mit Honig und serviere sie.“

Als Guldene Schnitten wurden sie 1691 erstmals in einem deutschen Kochbuch erwähnt, der Begriff Armer Ritter tauchte im Jahr 1787 erstmalig auf und setzte sich gegen die Guldene Schnitte durch. 


Natürlich lassen bereits die Zutaten (altbackenes Brot) darauf schließen, dass der Arme Ritter in erster Linie zur Verwertung von eben diesem diente. Mittlerweile jedoch, an Popularität gewonnen, wird dies von den meisten Köchen wohl außer Acht gelassen und die leckersten frisch gebackenen Brotsorten verwendet. 

Vor Popularität kann er vor allem in den USA, wo er auf jeder Speisekarte jedes noch so kleinen Frühstückscafes mitten im nirgendwo, zu finden ist.  National French Toast Day ist der 28. November - meine Empfehlung ist aber, probiert ihn in jedem Fall davor, so lange könnt Ihr nicht warten. Bon appetit.

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